Insbesondere der innerstädtischen Zustelldienst lässt sich mit zwei markanten Eigenschaften beschreiben: Viele kurze Wege und viele Emissionen! – Der elektrische Transporter Kangoo Z.E. von Renault ist hier eine interessante Alternative zum Diesel- oder Benzin-Transporter: In Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage können sich bei der Gestaltung entsprechender Strom-Tarife die Energiekosten gegen Null orientieren. In jedem Fall sind jedoch die erforderlichen Stromkosten deutlich günstiger als eine Rechnung an der Tankstelle für Benzin oder Diesel bei vergleichbarer Streckenleistung. Einen weiteren Vorteil hat der Elektroantrieb: Er ist immun gegen Fahrverbote in Umweltzonen! Zudem gibt es Überlegungen, rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen die Benutzung von Busspuren zu gestatten. Dies bringt zusätzliche Vorteile im dichten Stadtverkehr, denn Elektroautos fahren am Stau vorbei.

Der Renault Kangoo Z.E. empfahl sich im Praxistest vor allem als Transporter für den urbanen Zustell- und Liefereinsatz. Hier spielt der Wagen zudem seine geringe Geräuschentwicklung, den zuschaltbaren Eco-Modus und nicht zuletzt den emissionsfreien Betrieb positiv aus.

Der Renault Kangoo Z.E. empfahl sich im Praxistest vor allem als Transporter für den urbanen Zustell- und Liefereinsatz. Hier spielt der Wagen zudem seine geringe Geräuschentwicklung, den zuschaltbaren Eco-Modus und nicht zuletzt den emissionsfreien Betrieb positiv aus.

Besonders für gewerbliche Nutzung interessant

Der Kangoo Z.E. ist zuerst einmal ein Nutzfahrzeug. Entsprechend wird der Kleintransporter überwiegend für die gewerbliche Nutzung vorgesehen, die im Gegensatz zum privaten PKW verschiedene steuerrechtliche Vorzüge mit sich bringt. Das bei Renault etablierte Konzept der Batteriemiete kommt dem zusätzlich entgegen, denn die monatlichen Mietkosten für die Batterie, die je nach Vertragsdauer und Fahrleistung zwischen 73 Euro und 146 Euro liegen können, sind unmittelbare Betriebskosten und können sofort steuerlich abgesetzt werden. Dafür werden die – heute allgemein noch sehr hohen – Preise für die Batterie nicht dem Kaufpreis zugeschlagen. Miete bedeutet zudem Vorteile in der Wartung und bietet somit ein hohes Maß an Funktionssicherheit im langjährigen Betrieb des Fahrzeuges.

Der reine Fahrzeugpreis liegt immer noch über dem eines Verbrennungsantriebes, gestaltet sich jedoch weitaus moderater als noch vor wenigen Jahren. So muss man für einen Kangoo mit Dieselantrieb zwischen rund 15.600 Euro und 19.000 Euro (hier sind die in der gewerblichen Nutzung üblichen Nettopreise genannt) anlegen. Die elektrisch betriebene Variante kostet zwischen 20.300 Euro und 22.300 Euro.

Dem gegenüber stehen die Kraftstoffkosten: Bei einem Verbrauch zwischen 4,2l und 4,8l Diesel auf 100 km und einem Preis von rund 1,30 Euro/Liter (Stand: 2013) kostet eine Fahrstrecke von 100 km mit dem Verbrennungsmotor rund 5,85 Euro. Dem steht ein durchschnittlicher Verbrauch (Anzeige nach der Testfahrt) von 19,8 kWh auf 100 km entgegen. Wird ein Strompreis von 0,20 Euro pro kWh zugrunde gelegt, entspricht dies weniger als 4 Euro auf 100 km. Dies ist allerdings der Worst Case und berücksichtigt noch nicht die Möglichkeit, einer eigenen Stromversorgung aus regenerativen Quellen oder die kostengünstige Ladung an Baustromanschlüssen!

In verschiedenen Ländern sind auch steuerliche Vorteile sowie die Möglichkeit des kostenlosen Parkens zu beachten.

Stärken im urbanen Raum

Den idealen Einsatzbereich für den Kangoo Z.E. sieht die Redaktion vorwiegend im städtischen Bereich. Dies hat drei Gründe: Auf der einen Seite zeichnen sich die Einsätze im Stadtbereich vor allem durch Fahrstrecken aus, die zwar infolge dichten Verkehrs lange Zeiten beanspruchen, jedoch in der Strecke mit wenigen Kilometern sehr kurz sind. In Verbindung mit moderner GPS-Navigations- und Dispositionstechnik lassen sich die Touren optimal planen, wodurch in vielen Fällen – auch wenn beispielsweise das gesamte Stadtgebiet von Berlin, einer sehr großflächigen Metropole, befahren wird – die Batteriekapazität eines Kangoo Z.E. ausreichend sein wird.

Auch im Energieumsatz punktet der Elektroantrieb gegenüber dem Verbrennungsmotor. Zwar zieht auch ein aus dem Stand anlaufender Elektromotor mehr Strom als im gleichmäßigen Fahrbetrieb, jedoch verbraucht die Maschine in den Standzeiten keine Energie und ist auch in den Beschleunigungsphasen dank bedeutend besserer Wirkungsgrade des Antriebsstranges sparsamer.

Ein sehr wichtiger Punkt beim innerstädtischen Einsatz sind allerdings die Emissionen! Es gibt weder Abgase noch Motorenlärm. Dafür steht beim Kangoo auch das Kürzel „Z.E.“ (Zero Emission). Die Menschen in der Stadt (Anwohner, Fußgänger) profitieren durch sauberere Luft von der Elektromobilität. Sie werden einerseits weniger mit Feinstaubemissionen belastet und zudem keinerlei Abgasen durch ein Elektrofahrzeug ausgesetzt. Das viel diskutierte Feinstaubproblem lösen allerdings auch Elektrofahrzeuge nicht vollkommen. Zwar emittieren Elektrofahrzeuge keine Rußpartikel wie bei einem Dieselmotor, jedoch wirbeln auch die Reifen eines Elektrofahrzeuges Staub von den Fahrbahnen auf. Es sei allerdings zu berücksichtigen, dass auch die Feinstaubablagerungen auf den Straßenbelägen durch konsequente Emissionsfreiheit aller Fahrzeuge rückläufig wären. Reifenabriebe sind allerdings nach wie vor ein Thema in der Feinstaubproblematik.

Angenehm ist grundsätzlich der leise Elektroantrieb, der keinen störenden Lärm verursacht. Die Rollgeräusche des Fahrzeuges sind bei Stadtgeschwindigkeit schon in kurzen Entfernungen nicht mehr wahrnehmbar. Was allerdings einerseits positiv ist, hat auch Schattenseiten, denn die Menschen sind noch nicht an geräuschlose Fahrzeuge gewöhnt und achten deswegen nicht auf die möglichen Gefahren eines heranfahrenden Elektroautos. Hier helfen in neueren Modellen zusätzliche künstliche Warngeräusche, die Fußgänger zu schützen.

Testfahrt mit dem Kangoo Z.E.

Der Kangoo Z.E. wurde am Standort des Autohauses Aichlseder in Klagenfurt mit einem Zählerstand von 4184 km übernommen. Die Restreichweite wurde mit 100 km kalkuliert. Bereits nach der ersten Etappe zeigte sich allerdings sehr positiv, dass der vorherige Fahrer offenbar eine sportliche Fahrweise wählte, obgleich ein Transporter alles andere als ein Sportwagen in den Beschleunigungswerten ist. Rund 20 Sekunden braucht das elektrische Laderaumwunder, um aus dem Stand heraus die 100 km/h-Marke zu erreichen.

Der persönliche Fahrstil ist auf jedem Fall von großer Bedeutung für die erzielbare Reichweite, denn die erste Teilstrecke mit einer Distanz von 22 km reduzierte die Restreichweitenkalkulation um lediglich 16 km.

Die Temperaturen im Spätsommer wirkten sich ebenfalls positiv auf die Reichweite aus, denn es wurde keine Heizung benötigt und auch auf die Klimaanlage konnte bei bewölktem Himmel verzichtet werden. Für ein elektrisch betriebenes Fahrzeug sind dies ideale Bedingungen, die sich durchaus positiv auf die Reichweite auswirken.

Interessant ist die Taste für den Eco-Modus. Auch dieser hilft, die begrenzt in der Batterie gespeicherte elektrische Energie möglichst effizient zu nutzen. Der Motor wird zwar in seiner Dynamik gedrosselt, dafür wird die Fahrweise mit einem freundlicheren Wert in der Restreichweitenkalkulation belohnt.

Die Eco-Taste ist allerdings ein kleiner Kritikpunkt an diesem Fahrzeug, denn seitlich links vom Lenkrad ist sie ausgesprochen unergonomisch angebracht und dadurch während der Fahrt schwierig zu erreichen. Zudem schaltet sich der Eco-Modus beim Treten des „Kick-Down“ automatisch aus. Dies ist auch beim Einsatz des Tempomaten der Fall.

Auf der Freilandstraße und hier an längeren Steigungen ist der Eco-Modus wenig sinnvoll. Bei der Testfahrt war der Kangoo Z.E. unbeladen und mit lediglich zwei Insassen besetzt. Dennoch erreichte der Transporter – im Eco-Modus – auf der ansteigenden Landstraße gerade einmal 90 km/h.

Im Stadtgebiet ist der Eco-Modus allerdings ein echter Gewinn, denn hier kommt es nicht auf eine hohe Geschwindigkeit an, sondern auf einen möglichst sparsamen Energieeinsatz im Stop-And-Go-Verkehr. Die mäßige Beschleunigung ist hier absolut hinnehmbar und unter Umständen sogar vorteilhaft, um die Ladung nicht unnötig mechanisch zu strapazieren.

Auf der Landstraße gleitet der Kangoo Z.E. mit eingeschaltetem Tempomaten ruhig und leise voran. Die Fahrt ist gleichmäßig und sehr angenehm. Zudem wirkt sich die Verwendung des Tempomaten positiv auf die Kalkulation der Restreichweite aus.

Die Restreichweite wird mit 84 km angegeben. Wesentlich wichtiger ist allerdings die Anzeige des Ladezustandes, der noch deutlich über 75% liegt. Die kalkulierte Restreichweite hängt maßgeblich von der Fahrweise, der Zuladung und der Streckenführung ab. Der Ladestand sollte dagegen nicht in den roten Bereich absinken.

Die Restreichweite wird mit 84 km angegeben. Wesentlich wichtiger ist allerdings die Anzeige des Ladezustandes, der noch deutlich über 75% liegt. Die kalkulierte Restreichweite hängt maßgeblich von der Fahrweise, der Zuladung und der Streckenführung ab. Der Ladestand sollte dagegen nicht in den roten Bereich absinken.

Interessant – insbesondere für ein intensiv im gewerblichen Einsatz genutztes Elektrofahrzeug – ist die Ladedauer. Der Hersteller gibt für eine Ladung von 20% auf 80% der Batteriekapazität und von 50% auf 100% jeweils eine Ladezeit von 4,5 Stunden (230V/16A-Ladeanschluss) an. Für eine Vollladung gibt Renault eine Dauer von 6 bis 9 Stunden an. Schnellladesysteme sind derzeit noch selten verfügbar, weshalb an dieser Stelle die Einschränkung auf die Einphasen-Ladung mit Maximal 16A nicht nachteilig bewertet sein soll.

Es stellte sich im Rahmen der Testfahrt die Frage, welchen Einfluss kürzere Ladezeiten auf die Reichweite haben werden. Die Zeit einer Frühstücks- und Mittagspause kann ungefähr mit 30 Minuten beziffert werden. Für diesen Zeitraum wurde der Kangoo Z.E. an eine öffentliche Ladesäule angeschlossen. Das Ergebnis war eine kleine Verbesserung in der Restreichweite um 7 km. Werden allerdings zwei gesetzlich vorgesehene Arbeitspausen auch für die Zwischenladung der Batterie genutzt, so kann allein damit die Tagesreichweite um rund 10% gesteigert werden. Entsprechend positiv wirken sich auch Ladephasen beim Be- und Entladen auf Baustellen aus, wenn das Fahrzeug an die vorhandene Baustromversorgungsanlage angeschlossen wird.

Beim Liefer- und Zustelleinsatz im urbanen Raum, wo viele Ampelstopps und häufiges Beschleunigen einander abwechseln, zeigt der Elektroantrieb einen deutlichen Vorteil gegenüber einem Verbrennungsmotor, wenn es um die Energieeffizienz geht. Zwar muss beim voll beladenen Transporter eine große Masse beschleunigt werden, jedoch ist es im Schiebe- und Bremsbetrieb auch möglich, diese kinetische Energie wieder in elektrische Energie zurück zu gewinnen und in der Batterie zu speichern (Rekuperation). Ein Fahrzeug mit Verbrennungsantrieb muss dagegen bei einem Stopp die gesamte kinetische Energie in Wärme an den Bremsen umsetzen. Diese geht somit ungenutzt verloren.

Blick in den Motorraum des Renault Kangoo Z.E.: Auch ein Elektromotor braucht seinen Platz. Der Synchronmotor aus dem Hause Continental ist als Einheit von Motor und (hier nicht sichtbar, weil unten liegend) Reduktionsgetriebe gebaut worden. Die 44 kW Motorleistung bringen bei 12.000 U/Min ein Drehmoment von 226 Nm auf die Welle.

Blick in den Motorraum des Renault Kangoo Z.E.: Auch ein Elektromotor braucht seinen Platz. Der Synchronmotor aus dem Hause Continental ist als Einheit von Motor und (hier nicht sichtbar, weil unten liegend) Reduktionsgetriebe gebaut worden. Die 44 kW Motorleistung bringen bei 12.000 U/Min ein Drehmoment von 226 Nm auf die Welle.

Ein Elektrofahrzeug belohnt damit in zweifacher Weise einen vorausschauenden und gemäßigten Fahrstil. Während sowohl das Elektrofahrzeug als auch der Verbrennungsantrieb vom gemäßigten Beschleunigen profitieren, zahlt sich beim Elektroantrieb das vorausschauende Fahren besonders positiv aus. Als echter Energiefresser wird vor roten Ampeln der Bleifuss enttarnt, der unmittelbar vor dem Halt ein starkes Bremsen erfordert. Wer rechtzeitig vom Pedal geht und den Wagen rollen lässt, lädt die Batterie des Kangoo Z.E. wieder ein wenig auf und reduziert den Verlust nutzbarer Energie.

Der Kangoo Z.E. musste sich auch auf der Autobahn beweisen. Wie bereits angedeutet, ist die Beschleunigung nicht mit der einer Limousine zu vergleichen. Dennoch machte der elektrische Transporter auch auf der Autobahn eine gute Figur: Die vom Hersteller angegebenen 130 km/h konnten mit einer kleinen Reserve durchaus erreicht werden, allerdings ließ die Verkehrslage an diesem Tag keine Feststellung der Höchstgeschwindigkeit zu, die durchaus einige Stundenkilometer über dem vom Hersteller genannten Wert liegen dürfte.

Sehr positiv war am Schluss der Fahrt wieder der Blick auf die Restreichweitenkalkulation zu bewerten. Auf der letzten Etappe wurde dieser Wert auf der Autobahn nahe der Höchstgeschwindigkeit über eine Strecke von 14 km noch einmal stark strapaziert. Dennoch wurden anstelle der anfangs vom Fahrzeug kalkulierten 100 km während der Testfahrt insgesamt 114 km zurück gelegt. Die kalkulierte Restreichweite betrug bei der Rückgabe des Fahrzeuges immer noch 20 km, wobei der Ladestopp und die dabei gewonnenen 7 km abzuziehen sind.

Fazit

Mittlere Strecken – beispielsweise die Belieferung von Baustellen im ländlichen Bereich – müssen entsprechend geplant werden. Auch hier sind Distanzen bis zu 80 oder 90 km unkritisch, wenn Höchstgeschwindigkeitsfahrten vermieden werden und am Zielort Lademöglichkeiten über mehrere Stunden verfügbar sind.

Zustelldiensten und Lieferanten im Stadtbereich kann es durchaus empfohlen werden, sich den Kangoo Z.E. näher anzusehen und eine Probefahrt zu vereinbaren, die über eine realistische Strecke verläuft. Wer zudem die Eigenschaften eines Elektroantriebes zu nutzen versteht und die Fahrweise entsprechend anpasst sowie die gebotenen Lademöglichkeiten der wachsenden Infrastrukturen nutzt, wird im Stadtbereich keine Probleme mit diesem Fahrzeug haben. Vom Kangoo Z.E. profitiert aber nicht allein der Fahrzeughalter, sondern auch die Menschen in der Stadt, die dank des Elektroantriebes vor Lärm und umweltschädlichen Emissionen bewahrt bleiben.

Der Laderaum des Kangoo Z.E. ist nahezu ebenso geräumig wie der beim vergleichbaren Modell mit Verbrennungsantrieb. Das liegt an der raumsparenden Platzierung der Batterie unterhalb des Fahrzeuges.

Der Laderaum des Kangoo Z.E. ist nahezu ebenso geräumig wie der beim vergleichbaren Modell mit Verbrennungsantrieb. Das liegt an der raumsparenden Platzierung der Batterie unterhalb des Fahrzeuges.

(rs/02-2012)