Bereits mit Stand Ende 2011 sind in St.Veit die ersten großflächigen Solarkraftwerke in Betrieb. So wird in der Jaques-Lemans-Arena in St. Veit an der Tribünenanlage ein Solarkraftwerk mit einer Fläche von 1050 Quadratmeter und einer installierten Leisung von 140 kWp betrieben. Ein etwas außerhalb gelegener Solarpark wird mit einer installierten Leistung von rund 1000 kWp von der SKW Sonnenpark GmbH betrieben.

Informieren und Überzeugen

Installierte Technik sowie innovativ denkende und handelnde Unternehmen allein können den Durchbruch zur Sonnenstadt allerdings nicht bzw. nur unter erschwerten Bedingungen erreichen. Es kommt im wesentlichen auf die Akzeptanz der Bevölkerung an. Die Einwohner der Stadt müssen von den Vorteilen der regenerativen Energie überzeugt sein, um sie letztlich auch anzunehmen. Man muss den Menschen die Chance geben, moderne Energietechnologien zu verstehen. Mit einer informativen Multimedia-Ausstellung "Erlebnis Energie" geht die Stadtgemeinde St.Veit/Glan aktiv auf die Menschen zu und bietet die Chance, Technik an spannenden Multimedia-Experimenten kennen zu lernen.

Informieren funktioniert nur im Dialog: Neben interaktiven Bildschirmpräsentationen erhalten die Besucher Führungen und können Fragen stellen. Ein Kurzfilm mit deutlicher, aber keinesfalls übertriebener Ansprache sensibilisiert den Besucher und zeigt in eindrucksvollen Bildern die beiden möglichen Wege in eine durch den Energiebedarf geprägte Zukunft. Nach dem Verlassen des kleinen Kinos stellt sich der Besucher zwangsweise die Frage, wie lebenswertes Leben zu definieren ist. Wer im Anschluss an den Ausstellungsbesuch - womöglich in einem Frühlings- oder Sommermonat - das St.Veiter Umland betrachtet und sich an der intakten Natur erfreut, wird erkennen, dass es noch Erhaltenswertes auf dieser Welt gibt und möglicherweise sein eigenes Energiekonsumverhalten kritisch überdenken.

"Den eigenen Energiekonsum kritisch überdenken" bedeutet allerdings nicht, ein Leben in Askese zu wählen. Darauf weist auch schon der bekannte TV-Jounalist und Theologe Dr. Franz Alt in seinen Büchern hin, der erst Anfang November 2011 beim NewMobilityForum in St.Veit/Glan einen mitreißenden Vortrag hielt.

Multimediale Ausstattung

Die Ausstellung, gestaltet von Architekt Dipl.-Ing. Hermann Dorn und Architekt Dipl.-Ing. Klaus Baumgartner und mit multimedialer Technik ausgerüstet von THIS.PLAY, führt den Besucher an einem symbolischen Bündel von Lichtstrahlen durch drei Ausstellungsbereiche.

Direkt im Eingangsbereich bestaunt der Besucher die Dimensionen der Erdkontinente unter einem anderen Blickwinkel: Die Simulation zeigt, wie "groß" (oder eben manchmal auch sehr "klein") Kontinente gemessen an ihren Straßennetzen, dem CO2-Ausstoß und der Nutzung von Kernenergie sein würden. Bemerkenswert: Der eigentlich sehr große Kontinent Afrika schrumpft wie Dörrobst, während im Vergleich dazu Nordamerika und Europa aber auch Asien überdimensionale Ausmaße annehmen, wenn die Verkehrslasten und die CO2-Emmissionen betrachtet werden. An einen zweiten Bildschirm bietet sich dem Besucher die Chance, seinen individuellen ökologischen Fußabdruck auf dieser Welt zu berechnen.

Mit diesen Gedanken entsprechend sensibilisiert ist das Kino die zweite Anlaufstelle des Ausstellungsprogramms. Ein wenige Minuten dauernder, aber sehr eindrucksvoller Kurzfilm warnt vor verantwortungslosem exzessiven Raubbau mit den Ressourcen der Welt, vermittelt aber auch Optimismus.

Der dritte Teil der Ausstellung informiert in einzelnen Themenkojen über die Solarenergie, Wasserkraft, Windkraft, Biomasse und Elektromobilität. Jede dieser Kojen besteht aus Informationstexten an der Wand, fachspezifischen Exponaten und einem interaktiven Bildschirm. An diesem lassen sich nicht nur Hintergrundinformationen abrufen, sondern auch die Potenziale und Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien an spannenden Simulationen kennen lernen.

Weit mehr als nur ein "Hingucker" ist der Touch.Floor, ein "Teppich", auf dem ein Plan der Stadt St.Veit/Glan abgebildet ist und der vom Besucher betreten werden kann. Zu den aktuellen Standorten innerhalb des Planes bekommt der Besucher dann detaillierte Informationen zu seinem aktuellen Standort über einen Beamer direkt vor seine Füße eingeblendet. Der Besucher lernt damit direkt und quasi "ortsnah" die Projekte der Sonnenstadt St.Veit kennen.

Das "GameLab"

Besonders hervor zu heben, sind die interaktiven Simulationen der Ausstellung: An jedem Monitor kann neben vielfältigen Informationen das GameLab gewählt werden. Beispiel "Windkraftwerke": Der Besucher hat die Aufgabe, einen kleinen Windpark so zu gestalten, dass er wirtschaftlich arbeitet und von den Anwohnern akzeptiert werden kann. Der Besucher kann dies durch Veränderung der Standorte der Windräder sowie durch Variation der Turmhöhe und des Rotordurchmessers erreichen. Es gelten, die Windverhältnisse an verschiedenen Standorten im Gebirge, auf Insellagen und "Offshore" auf hoher See zu berücksichtigen, aber auch die entsprechenden Bau- und Betriebskosten zu beachten.

Bei den virtuellen Simulationen des GameLab stellt der Besucher wie von selbst Fragen und lernt so wichtige Rahmenbedingungen für die Nutzung der verschiedenen Energieformen kennen. Die Simulationen vermitteln ein Gefühl für die Herausforderungen einer Energiewende, sie zeigen aber auch sehr deutlich, dass diese mit den richtigen wirtschaftlichen Entscheidungen und mit professioneller Ingenieursleistung durchaus zu bewältigen sind. Es wird schnell deutlich, dass die Herausforderungen einer Energiewende keinesfalls unlösbar sind.

Energieautark bis 2020

Die Stadtgemeinde St.Veit/Glan strebt bis zum Jahr 2020 die vollkommene Unabhängigkeit von in Österreich zugekaufter Nuklearenergie und von fossilen Energiequellen an. Das Ziel ist durchaus realistisch und in der Tat gibt es bereits verschiedene Beispiele von Gemeinden, denen es schon gelungen ist, energieautark zu sein. Ein gutes Beispiel ist die Gemeinde Schönau im Schwarzwald. Der Ort ist nicht allein als Geburtsort des Deutschen Fußball-Bundestrainers Joachim Löw bekannt geworden, sondern hat auch das Stromnetz von den örtlichen Energieversorgern zurück gekauft und produziert den Strom der Gemeinde aus regenerativen Quellen selbst. Der Schlüssel zum Erfolg von Schönau war politischer Konsens über die Grenzen der Parteien hinweg. Die Chancen, dass die Stadtgemeinde St.Veit/Glan und deren Bürgermeister Gerhard Mock dieses Ziel erreichen werden, stehen sehr gut, denn auch hier ist eine breite und ständig wachsende Begeisterung sowohl in der Politik, aber auch unter den Einwohnern und in der Wirtschaft zu erkennen. Denkbar ist also, dass durchaus vor dem "magischen Jahr" 2020 das ehrgeizige Ziel erreicht wird.

Die Webseite zur Ausstellung: www.erlebnis-energie.com