Bei der Kernspaltung im Reaktor wird das Uran-235 mit Neutronen bestrahlt. Der Uran-235-Kern nimmt ein Neutron auf und es entsteht das ausgesprochen instabile Isotop Uran-236. Der Kern zerfällt unter hoher Energieabgabe in kleinere Spaltprodukte wie zum Beispiel Barium, Krypton sowie drei Neutronen oder Caesium, Rubidium sowie zwei Neutronen. Die freigesetzten Neutronen werden mit extrem hohen Geschwindigkeiten aus dem Kern geschossen, was die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass sie einen weiteren Uran-235-Kern auf das Isotop 236 anheben und die Kettenreaktion fortsetzen können. Aus diesem Grunde werden die freigesetzten Neutronen mithilfe eines „Moderators“ drastisch abgebremst. Erst durch den Moderator können sich die Neutronen wieder an Urankerne anlagern und den weiteren Kernspaltungsprozess im Gang halten.
Als Moderatoren kommen beispielsweise Wasser („leichtes Wasser“), Deuterium („schweres Wasser“) oder Graphit in Betracht. Leichtwasser-Reaktoren kombinieren die Eigenschaft des Wassers als Moderator und Kühlmittel. Reaktoren mit Graphit-Moderatoren benötigen eine zusätzliche Kühlung. Hier liegt ein deutlicher technischer Unterschied zwischen den in Deutschland eingesetzten Siedewasser- und Druckwasserreaktoren und dem Reaktor des Kernkraftwerkes Tschernobyl, dessen Block 4 am 26. April 1986 explodierte.
(rs/01-2016)